Donnerstag, 10. Oktober 2013

Pscht - Pst ...

... hörst Du es? Mach doch mal den Fernseher leiser, schalte doch mal das Radio aus - schick doch mal die Kinder (wahlweise auch gerne den Hund) vor die Tür - und? Jetzt? Hörst du's? Immer noch nicht? Ah, nochmal - probier es noch mal ... immer noch nichts?
Ja, es ist gar nicht so einfach. Eigentlich vermutet man sie zwischen Haarwurzeln und gefühlter Bauchnabelhöhe ... Herznähe ... wen? Na, sie, die inner Ruhe. Ja, genau die. Die suche ich seit ein paar Wochen. Und es ist in unserer Gesellschaft, in unserer Zeit einfach nur im Alltag richtig schwierig - ganz ohne Yoga und Meditation.

Beim Spazierengehen brummt immer jemand um einen rum - auch abends, da ist in Wimmlingen viel zu viel zu sehen, zu hören, zu riechen als dass man von innerer Ruhe auch nur sprechen könnte. Es bewegt - ja, Wimmlingen und das Leben bewegt. Nix Stillstand, nix Ruhe ... alles im Fluß der Zeit, im Strom des Lebens.

... letztendlich gibt es nur einen Ort ... da habe ich sie gefunden ... von dem erzähle ich das nächste Mal. Und Ihr? Ihr macht jetzt hier mal den Post zu und denkt über Euren Ort der inneren Ruhe nach, oder?

Bis demnächst - alles Liebe

Silke

PS: Diesmal auch kein Song, kein Ohrwurm und kein Pop-up. Dafür ein Gedicht von Dota:

Stille

Zwischen dem was Du sagst, und was ich sage – Stevie Wonder auf Vinyl, und die Nadel in der Rille, Songs in the Key of Life und dazwischen – zwischen zwei Tropfen vom Wasserhahn – zwischen zwei Autos, die unten fahren – es nestelt, es schluckt, es hustet, es seufzt dann – Stille ein leises Räuspern – Stille ich höre einen Hund bellen – Stille während die Worte sich umstellen – Stille während die Hirne verkalken – Stille und nur das Knacken der Balken – Stille verschüttet in der Grube untertage. Stille zwischen dem was Du sagst und was ich sage

Sie ist Dein bester Freund im Erzieherpraktikum, nach der Disco, nach der Demo, nach der trillerpfeifentrillernden Versammlung, in der Einkaufstraße, in der Einflugschneise sehn’ ich mich nach Ihr, dann fällt die Tür zu, es ist leise, sogar sehr leise. Ich atme aus, Unterseeboot, Kirchenschiff. Und es geschehe Dein Wille. Dann: Amen. Dann: Stille.

Sie breitet ihre unsichtbaren Arme nach Dir aus fängt Dich sanft und lässt Dich schlafen und war ganz kurz vor dem Abriss noch im Haus. Sie spannt sich, wenn im Wald Reh und Jäger Blicke tauschen kurz bevor der Schuss knallt. Sie ist voll Rauschen. Leise oder laut rauschende Stille überm Ozean, vorbeirauschend gestörte Stille nachts über der Autobahn. Steig einfach nachts mal aus an der A4 und lass sie weiterfahren. Im Nordmeer weht sie knirschend über eingefrorene Eisbrecher auf dem stillgelegten Truppenübungsplatz im Lautsprecher sanft liegt sie überm sommerlichen Tal, nur hin und wieder ein Grille Ansonsten.

Stille nach dem Hörsturz, Stille nach dem Stromausfall Stille nach dem Furzkissen. Stille vor dem Urknall. Stille in den Plattenbauten, wo keiner mehr wohnt. und in der Wüste. und auf dem Mond. Stille vorm Gewitter, jeder Vogel hält den Schnabel. Und unter der Erde außen um die Telefonkabel Schon vor den Dinosauriern und vor jeder Bazille Strich sie um die Erde und zeigte ihre Größe Stille.

Füßescharrend, federkratzend schwitzt sie mit im Prüfungsraum Sitzt sie im Versteck mit Dir. Auf einem Ast im Baum Händeringend schaut sie bang vom Telefon zur Uhr hoffend und besorgt steht sie mit Dir auf dem Klinikflur. Und nach dem unpassenden Spruch, dem ziemlich dummen. Stille im Hörer – allenfalls ein leises Summen

Sie war im Hintergrund immer schon vorhanden, man bemerkt sie kaum. Ewig wird sie herrschen. Sie alleine füllt Weltraum. Stille. Herrschst Du auch, wenn keiner da ist, der Dich hört? Die Große Majestät, leicht zu entmachten, schnell zerstört, und immer wieder neu. Die, deren Wesen jeder kennt und immer gleich verschwunden, wenn jemand ihren Namen nennt. Und der Gewinner ist … Stille … Dann Applaus. Stille nach Dir sehn ich mich, bei Dir kenn ich mich aus Und ruhe mich, erquickst mich, wenn ich meinen Durst nach Dir Stille.

– den Moment hier auszudehnen, wirst gewaltig und gestaltig als Prophetin Deiner selbst ein Nichts verhallt. Ich halte es kaum aus. Und dann fühlt es sich so an, als ob der Kopf implodiert. Die Stille wird Tyrann. Es bleibt ein Vakuum. keine Luft, kein Schall, Stille – ein Moment im freien Fall. Sie saugt jeden Gedanke ab, verdammt, ich brauch Musik! Stille. Nach dem Schuss und nach dem Atomkrieg in fünfzehntausend Jahren wahrscheinlich Stille überall. aber jetzt eben Musik! Entschuldige den Überfall … es war ja nur ’ne Frage. Stille. Zwischen dem was Du sagst und was ich sage.