Samstag, 27. August 2016

Das Brotmesser

Stimmt’s, bei dem Wort habt Ihr bereits Bilder im Kopf. Das Wort macht etwas mit einem.  Die eine mag an Fingerpflaster denken – der andere an frisches Brot.
Für mich bedeutet es gerade pop-up-technisch: Urlaub. Klar, denkt Ihr: ‚Die ist auch eine, die ihr Brot immer geschnitten kauft und jetzt in den Ferien muss sie mal selbst ran!‘
Ja, ich gebe es zu, aber das hat nix mit Brotschneiden an sich zu tun. Seit einer Woche touren wir quasi durch den Norden Griechenlands, die Piraten und Piratenfreunde.  – Herrliche weiße Kieselsteinbuchten – wahlweise Sandstrände, mit und ohne Massentourismus, super unglaubliche Sonnenuntergänge und unendlich weite Olivenhaine an Bergen – bis hin zum Meer – Ja, ach und überall Meer. Alles prima – alles wunderbar … aber eben nur seufz- herrlich.


Seit gestern sind wir angekommen. Jetzt ist es perfekt schön und das unglaubliche ist, wir werden empfangen, begrüßt und freudig in den Arm geschlossen. Der Papa des Wirtes grüßt von Weitem. Der Vermieter freut sich. Der Gemüsehändler und seine Frau lächeln schon, wenn man mit glücklichen Augen in ihr Vitaminparadies tritt. Die Dame aus dem Tante-Emma-Laden hat ein paar Falten mehr beim zarten Lächeln. Und es fühlt sich gut an. So, als wären wir nur wenige Wochen weggewesen. Aber es waren mehr als fünfzig.
Einiges hat sich geändert – es gibt wieder eine Klobrille zum Beispiel, der Freund des Vermieters macht jetzt den Hausmeister … wahrscheinlich war ihm das griechische laisse faire zu doof. Alles ist tippitoppi renoviert. Und doch ist vieles beim Alten. Heute am Morgen hielt ich zum Beispiel, dieses unbeschreiblich schöne alte Brotmesser wieder in Händen. Es hat seine Kerben im Holzgriff, die geriffelte Klinge ist wahrscheinlich einfache Billigware und hat diverse Kratzer von der Harten Kruste der hier üblichen Brotlaibe. Und doch liegt es gut in der Hand, wenn man das innen fluffige Weiß schneidet.
Frühstück im Freien mit Blick auf die Wellen und alte Bäume, die sich im Wind wiegen. Das Täubchen muss, bevor es heiß wird, noch g’schwind sein Guruhuhu zelebrieren und die Schwalben tanzen durch die Luft. Wir sind da – und dürfen jetzt  genießen. Wir halben Fremden, die wir hier willkommene Gäste in einer vertrauten-unbekannten Welt sind. Piraten, die Station machen, um von der Hast und Schnelllebigkeit ihrer Alltagsatemzüge Pause machen dürfen.  Erneut angekommen.  Und ich freue mich schon darauf, das Brotmesser immer wieder zu besuchen … und natürlich die anderen auch. 

Euch noch weitere heiße Sommertage - bis bald - Silke


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