Montag, 11. Februar 2013

Ob er eine Sitzheizung hat?

Über den Wolken, soll laut einem sehr eingängigen Lied, die Freiheit grenzenlos sein. Wenn ich den Mann über uns beobachte, ist er eher beklemmenden Verhältnissen ausgesetzt: Ein unabgeschlossener Käfig in schwindelerregender Höhe, so meine kurze Einschätzung. Aber ich kann mich ja auch irren.
Und im Gegensatz zu den schönen Bildern über Engelchen auf Wölkchen hat er auch keine weißen Walhala-Gewänder an. Nein, er trägt mit Vorliebe Beinkleider von Adidas in Grau. Ob es die Variante in Fleece ist, hoffe ich für ihn. Denn bei den derzeitigen Temperaturen ist es sicher nicht angenehm, dort oben in einer Blechkiste zu sitzen. Zudem hat er ein gemütlich warm anmutendes Kapuzenshirt an - auch grau, mit Neonjäckchen kombiniert, der besseren Wahrnehmung wegen. Bei uns ist er mehr als wahrgenommen worden: "Sieht so der liebe Gott aus?", hat sich meine Piratentochter gefragt, als sie beobachtete, als er morgens wieder einmal in die Höhen kletterte. Hm, ich erklärte ihr, dass der Herr zumindest der Herrscher über den Baukran vis-à-vis sei. Beleg dafür ist: Es prangt im Vergleich mit besagten Engelchen kein glitzernder Goldstern auf seinem Kopf, sondern ein schnödgelber Bauhelm. "Dann kennt er Gott", stellte die Mini-Piratin fest - felsenfest, das darf man überhaupt nicht anzweifeln. 
Tja, ich hoffe der Bekannte des Lieben-Gottes hat wenigstens Sitzheizung an seinem Freiluftarbeitsplatz. Beim Betrachten des mutigen Kapuzenkletterers, der tagein, tagaus über unseren Köpfen hinweg, Stahlbündel  über Baufelder schongliert und Betontreppenelemente über Tiefgaragen-Fragmente schweben lässt, kommen die verschiedensten Gedanken: Hochachtung! Höhenangst? Beklemmung oder ewige Weite? Einsamkeit? Ewige Dankbarkeit, dass er seinen Beruf beherrscht ... Vielleicht sollte ich ihn einfach mal ansprechen. Ihm signalisieren, dass er hier ein paar Piratenfans hat, die schwer bewundernd ihre Nasen an die Fensterscheiben pressen und Genickstarre in Kauf nehmen, um ihn bei seiner Arbeit zu beobachten - und das gerne stundenlang. Ihr Alltagsheld!

Habt Ihr einen Alltagshelden? Ich finde, da gibt es viele ... nur macht man sich das selten wirklich bewusst. Zeit darüber nachzudenken! 

Ich drücke jetzt meine Nase neben die der Piratentochter an die Scheibe und lass mir die Welt erklären ... bis bald!
Silke





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