Dienstag, 18. Januar 2011

Klänge meiner Kindheit

Sie haben schon oft mit meiner melancholischen Seite Vorlieb nehmen müssen. Vor allem hier . Ja, ich weiß, die Kisten sind verstaut, die Fotos der Vergangenheit sortiert, die Bücher alle an sicherem Platz, wo sie vor sich hinstauben dürfen ... und doch gab es heute wieder mal eines dieser Popups - beim Autofahren. Ich war mit dem großen Piratenkind auf dem Weg in die Stadt: Ja, ich gestehe, mit dem Auto. Und was läuft da bei jemandem, der eigentlich selten auf Musik verzichten kann? Genau, das Radio! Diesmal, weil SWR 3 unerträglich nervig war, mal die konservativere Schiene: SWR 1. Und da war es, ein Lied meiner Kindheit, ein Lied erinnernd an unendlich lange Autofahrten zu Großeltern, Zelt- oder Wanderurlauben und Weinverkostungswochenenden. Und mein Blick in den Rückspiegel zeigte mir ein Deja-Vu.



Ein kindlicher Versuch das Gehörte zu verstehen.
Waren Sie auch eines dieser Kinder, angeschnallt im Auto sitzend, Ohren und Augen auf und alles aufgesaugt wie ein Schwamm? Vielleicht sogar mit offenem Mund wahrnehmend? Und da gab es sie: diese Klänge, diese schweren Lieder mit Gitarre, diese tragischen Weisen voller Schwermut wahlweise mit klarem Piano unterlegt oder mit Kastagnettenklängen untermauert - und alles in deutscher Sprache. Wow - ich sah ein bisschen in mein Kindergesicht - und doch war es das Gesicht meines großen Sohnes. Er saugt zur Zeit alles, was Sprache anbelangt auf, eben wie ein Schwamm. 

Irgendwann waren die Klänge beim Fahren im alten Opel-Record oder Senator uncool - schlicht und ergreifend unglaublich ätzend, bitte doch lieber NENA oder die "Hits von Fritz" oder "Tommys Hits" auf BR 3. Ja, so dachte ich!


Tja, und was musste ich heute feststellen - es tut gar nicht mehr weh! Ich bekomme kein Ohrenkrebs, nur weil Juliane Werding von Cony Kramer singt, Roland Kaiser "Santa Maria" schmettert oder "Lieb mich ein letztes Mal" zum zigten Male zum besten gibt. Nein, auch der Ort Albany, von Roger Whittaker besungen, führt nicht mehr zu eingebildet agressiven Juckepusteln und Michael Holm sorgt keineswegs mehr für Lachtränen - auch wenn er von ihnen behauptet, sie lügen nicht. (Ok, vielleicht ein Schmunzeln).

Nein, vielmehr dachte ich ganz gerne an Fahrten im Familienauto, an  Onkel Rainers Fahrstil ... hatte Farben, Bilder und Gerüche präsent, die vor einem Moment noch nicht da waren. Deshalb dankeschön ihr Klänge meiner Kindheit!


Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend - Schlafen Sie gut und träumen Sie 'was Schönes! 

Silke

PS.: Kleiner Tipp, vielleicht beim Einschlafen das Radio anstellen und mal nicht den üblichen Sender einstellen ;o).

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