Mittwoch, 10. Oktober 2012

Der Herbst

Ich will hier jetzt nicht über die Jahreszeit berichten, die ich wegen der Farben so schätze. Nein, dieser Artikel widmet sich viel mehr dem Thema: Schulaufsatz und Abschreibediktat. Wobei, dies auch nur am Rande!
© by: Stock Vector
Wie ich darauf komme? Naja, weil ich das Gefühl habe, immer mehr zum Hilfslehrer - ähäm politisch korrekt natürlich zur Hilfslehrerin - zu verkommen. Der Wortbestandteil "Hilfs-" drückt schon eine Degradierung aus: "Hilfswissenschaftler", "Hilfskraft", "Hilfs-Ich" ( keine Sorge, hier leidet noch keiner unter einer Ich-Struktur-Labilität) ... "Hilfsverb" - den Hilfs sind keine Grenzen gesetzt (Hilfsgrenze?). 
Das heißt im Klartext normalerweise: Wenig Cash für viel Arbeit. Dabei hoffe ich natürlich, dass sich meine Hilfe auszahlt, dass mein Pirat die Worte "einzelne Knollen", "Blätterteppich" und "Kartoffelgericht" formvollendet aufs Papier bekommt, ohne dass man Rätselexperte beim Lesen sein sollte. 

Ihr glaubt bestimmt, ich läster jetzt über den Berufsstand des Lehrers/der Lehrerin ab. Nein, im Gegenteil: Der Berufsstand mit oder ohne "Hilfs-" tut mir entsetzlich leid. Weder in der Schule ist Zeit, dem Kind annähernd genug Anstand, Wissen und Motivation mitzugeben - noch zu Hause. Es braucht das ganze Dorf zum Erziehen, zum Lehren und zum Motivieren. Aber wir leben nicht mehr in Dörfern, wir leben in pulsierenden Städten und Städtchen mit viel Ablenkung. Wir leben in sozialen Netzwerken wie diesen hier ... und das "hilft" bei dieser Aufgabe im Leben nicht wirklich weiter. Wir leben im Hier und Jetzt - und da ist es einfach verdammt wichtig, extrem gut organisiert zu sein, diszipliniert zu sein, .... All das, was man als Kind garantiert von Geburt an bereits voll drauf hat.
Wir ziehen uns inzwischen kleine Erwachsene - die dank G8 noch weniger Luft zum Atmen von Natur und Abenteuer haben. Sie haben nur mehr wenig Zeit, Kastanien zu sammeln, Blätter zum Rascheln zu bringen und vieles mehr, weil sie entweder lernen oder mit der V spielen oder sonst etwas sinnvolles tun müssen. Da muss man in Abschreibdiktaten (wiederspricht sich meines Erachtens ein bisschen diese Wortkonstruktion - früher hätte man beim Abschreiben beim Diktat eine 6 geerntet  - aber ich wollte hier ja überhaupt nicht auf Pädagogen schimpfen)  erfahren, dass Blätterhaufe rascheln, dass Erntearbeiter sich früher bei ihrer Tätigeit bücken mussten (Spargelstecher und Erdbeerernter tun dies glaube ich noch heute - aber ich bin nur Hilfslehrerin, verzeiht mir mein Halbwissen) und können dies nicht mehr am eigenen Leib erfahren.

Juhu, was wird erst im Herbst meines Lebens sein, wenn ich als Hilfsoma, meinem Enkelpiraten via Skype2042 ein "Schleichdiktat" präsentiere? Gebt mir einen Tipp - ich möchte strategisch vorbereitet sein!

In diesem Sinne eine gute Nacht und sorgenfreie Träume!
Silke


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